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Mit dem Baubeginn von Robin soll in der Seestadt der nachhaltigste
Workspace der Stadt entstehen. Dabei treffen jahrhundertealtes Bauwissen und technologische Innovation aufeinander.Von Ellen BergAm Anfang stand eine wichtige Frage: Was können die Architekten und Entwickler
eines hochmodernen Gebäudes heute noch von den alten Kirchenbaumeistern lernen? Eine Menge, wenn es um klimaneutrales Bauen
geht: „Massive und kompakte Bauweise mit bestmöglicher Speicherfähigkeit und reduzierten Glasflächen in der Fassade waren
früher und sind heute immer noch die bauphysikalischen Grundregeln, um mit stark reduzierter Gebäudetechnik ein konstantes
Raumklima über das ganze Jahr gewährleisten zu können“, erklärt Martin Feuerstein, Geschäftsführer der 2226 AG. Dessen Gebäudekonzept
2226 wird in Robin zum Tragen kommen und steht für konstante Temperaturen zwischen 22 und 26 Grad. „Es werden dabei zwei jeweils
38 Zentimeter dicke Ziegel verwendet; darüber kommt innen wie außen ein klassischer Zement-Kalkgrundputz und ein Finish aus
Kalkputz“, erklärt er den Aufbau der Wände. Angst vor finsteren Arbeitsplätzen ist dennoch unnötig: „Die raumhohen, innen
angeschlagenen Fenster und tiefen Laibungen reduzieren die direkte Sonneneinstrahlung und gewährleisten trotzdem eine gute
Belichtung der Räume“, so Feuerstein.
„Weniger ist mehr.“ Er hat sich mit seinem Konzept für einen
„Weniger ist mehr“-Ansatz und gegen den Trend der letzten Jahrzehnte zur technischen Hochrüstung entschieden. Denn dieser
und die damit verbundene Haustechnik seien kostenintensiv und halten oft nicht, was sie in Sachen Energieeinsparung und Komfortgewinn
versprechen. Außerdem werde die Lebensdauer durch die komplexe Hochtechnisierung tendenziell verkürzt, „da die Architektur
ohne die Haustechnik nicht mehr funktionsfähig ist“, so der Architekt. Er setzt stattdessen auf die Nutzung der Wände und
Decken als Dämm- und Speichermasse, auf korrekte Verhältnisse von Fassaden- und Fensterflächen, Materialien und Proportionen:
„Das ist mit der Rückbesinnung auf alte Bauweisen gemeint“, erklärt er. Mit diesem nachhaltigen Konzept wollen das Immobilienunternehmen
Soravia und die renommierten Baumschlager Eberle-Architekten nun den nachhaltigsten Workspace der Stadt schaffen, der mit
Nachtauskühlung im Sommer und der Nutzung der thermischen Trägheit und Abwärme im Winter für die durchgehend gut temperierten
Arbeitsplätze sorgt. „Es zeichnet sich durch den größtmöglichen Einsatz natürlicher, recyclingfähiger Baumaterialien, einer
langlebigen Bauweise gepaart mit smarter Technologie und der Nutzung erneuerbarer Energiequellen aus, welches nahezu ohne
Haustechnik auskommt“, freut sich Raphael Lehmann, ESG-Manager der Soravia. Die bei allen geplanten Objekten bereits in einer
frühen Phase das am besten geeignete Energiesystem aussucht und einsetzt.
Lernen und Gelerntes.
Die Zusammenführung von lang erprobten Bauweisen und darauf abgestimmter Innovationen hat bei Robin schon vor Baubeginn Mieter
überzeugt, wie Projektleiter Gerhard-Emanuel Rieger berichtet: „Eines der drei geplanten Gebäude ist bereits erfolgreich vermittelt.
2024 wird die Privatuniversität Schloss Seeburg einziehen und somit vom Mieter im Technologiezentrum Seestadt zum Eigentümer
in einem der Bürokomplexe von Robin Seestadt. Ein Teil der Erdgeschoßflächen wird an die Seestädter Einkaufsstraßengesellschaft
vermietet, die dort unter anderem einen Gastronomiebetrieb ansiedeln wird. Ab 2024 wird mit gutem grünen Gewissen buntes Leben
einziehen – in den Büros sowie mit Gewerbe und Gastronomie in den Erdgeschoßflächen.“
„Inspirierende Heimat“.
Womit die Seestadt weiter Menschen und Unternehmen anzieht, die offen für neue Technologien und Konzepte zu klimaresilientem
Leben und Arbeiten sind. Was für Lehman gut nachvollziehbar ist: „Die Seestadt steht für Hightech und Innovation, es haben
sich bereits eine Vielzahl entsprechender Unternehmen angesiedelt und auch der Ausbildungssektor ist stark präsent. Was innovationsgetriebene
Unternehmen anzieht, die in der Seestadt eine junge, wachsende und inspirierende Heimat finden und diese mitprägen möchten.“